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Dies sind die stärksten Aktien auf der ganzen Welt


The Market sucht die wichtigsten Börsen regelmässig nach Titeln mit hohem Momentum ab. Gut schneiden derzeit vor allem Halbleiter- und Reisevaloren ab. Bei Hype-Aktien wie Nvidia drängt sich noch kein Verkauf auf.

Manch ein Experte ist vom guten Lauf der Börsen auf dem falschen Fuss erwischt worden. Nicht so der langjährige Marktbeobachter Alfons Cortés, der wiederholt eine Lanze für die Aktienmärkte gebrochen hat – auch im Oktober letzten Jahres, als die Angst vor hoher Inflation, restriktiver Geldpolitik und der drohenden Rezession ihren Höhepunkt erreichte und die meisten Strategen zu Vorsicht rieten.

Obwohl viele Experten wegen des antizipierten baldigen Endes des Zinserhöhungszyklus und der erhofften weichen Landung der US-Wirtschaft inzwischen positiver gestimmt sind, trauen sie der laufenden Erholung nicht so richtig. Als Achillesferse betrachten sie die geringe Marktbreite. So haussierten in den USA seit Anfang Jahr vor allem die «glorreichen sieben» – Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla –, während die restlichen 493 Titel im S&P 500 nicht vom Fleck kamen (vgl. Grafik). Das ist im Normalfall kein gutes Zeichen für die Börsen.

Cortés konnte mit dieser Argumentation jedoch nie viel anfangen, im Gegenteil: Bei Wachstumstiteln sei die Hausse mit einer Marktbreite von 80% breit abgestützt, und jüngst habe der Aufwärtstrend auch kleine und mittelgrosse Werte aus dem Industrie- und anderen Sektoren erfasst. Damit verfestige sich an den Börsen die Erwartung, die US-Wirtschaft werde weich landen, argumentiert er.

Nvidia schafft es auf den ersten Platz

Die Hausse der «glorreichen sieben» spiegelt sich auch in der vierteljährlich von The Market erhobenen Momentumübersicht. Auf Platz eins der Valoren mit dem stärksten Kursauftrieb steht der Grafikkartenspezialist Nvidia, und mit Meta Platforms findet sich ein weiterer Riese unter den Top zehn:

Wie The Market das Kursmomentum bestimmt

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Bruno Kreidler

The Market rangiert die rund 1300 Titel, die im amerikanischen S&P 500, im europäischen Stoxx Europe 600 und im heimischen SPI vertreten sind, nach der Kursveränderung über sechs und zwölf Monate. Dies, weil diverse akademische Studien gezeigt haben, dass Valoren, die über diese Perioden gut abgeschnitten haben, auch in den darauffolgenden Monaten die Nase vorn haben. Beide Komponenten erhalten das gleiche Gewicht. Gewinner ist die Aktie mit der im Durchschnitt besten Kursentwicklung.

Wie schon in vergangenen Ausgaben der Momentumübersicht schneidet der Halbleitersektor auch von Nvidia abgesehen gut ab. Unter den 134 Aktien, die besser klassiert sind als der Nasdaq 100, den es als stärksten Index zu schlagen gilt, stammen fünfzehn aus diesem Bereich. Dazu kommen Zulieferer wie die Schweizer Vertreter VAT und Inficon, die vom Indexanbieter nicht der Halbleiterbranche zugerechnet werden. Der dritte Schweizer Zulieferer, Comet, folgt auf Rang 271 und ist damit besser platziert als das US-Leitbarometer S&P 500, das nach dem japanischen Nikkei 225 den dritten Rang der stärksten Indizes belegt.

Allerdings kommen Halbleiterwerte seit einigen Wochen trotz der guten Klassierung nicht mehr richtig vom Fleck. «Semis konsolidieren zumeist primäre Aufwärtstrends», sagt Cortés.

Er hat bereits Anfang Juni in seinem Gastbeitrag für The Market auf die Möglichkeit einer temporären Kursschwäche hingewiesen. Dabei dürfte es sich aber nur um eine Korrektur im Aufwärtstrend und nicht um den Beginn eines Bärenmarktes handeln.

Das gilt auch für Highflyer Nvidia: «Nvidia konsolidiert, aber verkaufen tut man einen solchen Titel nicht», sagt Cortés. Mehr dazu später.

Wiederentdeckte Reiselust wird an der Börse spürbar

Weiter sticht die wiederentdeckte Reiselust ins Auge – allen voran dank den drei Kreuzfahrtgesellschaften Royal Caribbean Cruises, Carnival und Norwegian Cruise Line, die die Plätze drei, vier und sechs der stärksten Papiere belegen. Sie haben seit Anfang Jahr – wenn auch von sehr tiefem Niveau aus – zwischen 70 und 125% zugelegt und passen damit ebenfalls nicht ins Bild einer baldigen Rezession. Trotzdem warnt Cortés, dass es unter den Kreuzfahrtgesellschaften und in der Unterhaltungsbranche insgesamt mehr relativ schwache als relativ starke Aktien gebe.

Auf das zunehmende Fernweh deutet neben der guten Platzierung der Kreuzfahrer auch das Abschneiden von Hotel- und Airlinevaloren hin. Unter Letzteren am besten klassiert ist die US-Fluggesellschaft Delta Air Lines auf Rang 34, doch auch United, Air France, American und Ryanair haben mehr Auftrieb als der Nasdaq 100.

«Viele Airlineaktien konsolidieren, nachdem sie markante Widerstände erreicht haben. Wenn die Konsolidierungen nach oben aufgelöst werden, kann die Airlinebranche mittelfristig interessant werden», sagt Cortés. Weniger anfangen kann er mit Hotels, wo einzig Hilton und Marriott zu einem Aufwärtstrend angesetzt hätten.

Quelle: finance.yahoo.com

Airlines werden vom Indexanbieter MSCI dem Sektor Industrie zugerechnet, der auch sonst glänzt. Ganze 33 Namen sind stärker als der Nasdaq 100. Im Technologiesektor, der derzeit die ganze mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, sind es «nur» 31.

Der bestklassierte Industrietitel ist auf Rang sieben der Branchenveteran General Electric, der sich nach seinem jahrelangen Abstieg von sehr tiefem Niveau aus erholt. Zu den stärksten Industriewerten zählen ferner die Schweizer Unternehmen VAT, Meier Tobler und Carlo Gavazzi.

Italienische Banken bleiben stark

Wie schon in vergangenen Ausgaben der Momentumübersicht halten sich Banken gut – und da besonders solche aus der europäischen Peripherie. Die italienische UniCredit hat es in die Top zehn geschafft, doch auch die ebenfalls italienischen Institute BPER Banca und Banco BPM sowie die polnische Santander Bank Polska, eine Tochter der spanischen Grossbank Santander, zählen zu den stärksten Werten. Dazu kommt die dänische Danske Bank.

Ein wenig aus dem Fokus verschwunden ist der Luxusgütersektor mit Unternehmen wie LVMH, Hermès, Brunello Cucinelli oder Moncler. Zwar finden sich mit Ausnahme von LVMH, die auf Rang 225 abgerutscht ist, alle diese Namen noch unter den stärksten Aktien, doch auch sie wurden in der Rangliste nach hinten gereicht.

«Die Aufwärtstrends sind zwar intakt, ein Kauf drängt sich aber noch nicht auf», sagt Cortés. Luxus zähle zur Industrie Textiles, Apparel and Luxury Goods, in der 57% der Konstituenten positiv abschneiden würden. Damit sei die Marktbreite niedriger als die 68% des Sektors zyklischer Konsum. Zudem würden derzeit viele dieser Werte weit entfernt vom 20-Monate-Durchschnitt konsolidieren. «In solchen Situationen kauft man nicht.»

Alphabet arbeitet am Beginn eines neuen Aufwärtstrends

Verbessert hat sich die Lage der Namen, die unter dem Akronym FANGMAN berühmt geworden sind. Sogar Alphabet, der schwächste der sieben Titel, hat sich auf Rang 377 hochgearbeitet und liegt damit nur noch knapp hinter dem S&P 500. «Alphabet haben zwischen Anfang November und Mitte März eine solide Basis entwickelt, aus der sie im Mai ausgebrochen sind», sagt Cortés. Seit Anfang Juni laufe im Mutterkonzern von Google eine perfekte Konsolidierung ab, die sich sowohl relativ zum MSCI Welt als auch zum Sektor Kommunikationsdienste über dem 50-Wochen-Durchschnitt abspiele (vgl. Grafik, das untere Fenster zeigt Alphabet im Vergleich zum MSCI Welt).

Quelle: Lenz + Partner, Unifinanz

Damit stehen die Chancen gut, dass Alphabet einen neuen stabilen Aufwärtstrend begonnen hat, der sich durch einen steigenden gleitenden Durchschnitt und parallel verlaufende Bollinger-Bänder auszeichnet, während die Kurse am oberen Band «kleben» oder zumindest zwischen oberem Band und gleitendem Durchschnitt schwanken (mehr zum Umgang mit Bollinger-Bändern erfahren Sie am Ende des Artikels).

Das Gleiche gilt für die Valoren von Apple, die kürzlich auf neue Höchst ausgebrochen sind und ihre Konsolidierung somit beendet haben. Solche Titel verkauft Cortés erst, wenn der Kurs und die relative Stärke unter den flachen oder sinkenden gleitenden Durchschnitt fallen. Zwischenzeitliche Korrekturen müssten Anleger aushalten können. «Der Versuch, diesen Gegenbewegungen auszuweichen, zählt zu den grössten Fehlern, die Investoren begehen können», warnt er, «weil sie so einen grossen Teil des Trends verpassen.»

Quelle: finance.yahoo.com

Vorsicht ist angebracht, wenn sich der Kursauftrieb nach langem Aufwärtstrend beschleunigt, was sich an auseinanderlaufenden Bollinger-Bändern ablesen lässt, die eine Blase bilden. Kritisch wird es, wenn sich das Momentum abschwächt, was durch das untere Band angezeigt wird, das sich zu schliessen beginnt, oder durch Kerzen mit langem Schatten und schmalem Körper – so wie im November 2021 bei Straumann (mehr zum Umgang mit Kerzencharts erfahren Sie am Ende des Artikels).

In diesem Fall droht eine Konsolidierung mindestens bis zum gleitenden Durchschnitt, der während einer Blasenbildung weit unterhalb des Kurses verlaufen kann. Entsprechend gross ist das Abwärtsrisiko: Die Valoren von Straumann haben zwischen Ende November 2021 und September 2022 fast 60% eingebüsst.

Noch keine Kursblase bei Nvidia

Nach der scharfen Korrektur des vergangenen Jahres finden sich derzeit unter den hier verfolgten Werten aus dem S&P 500, dem Stoxx Europe 600 und dem Swiss Performance Index keine Blasen, auch nicht bei Nvidia, bei der sich die 20-Monate-Bollinger-Bänder ebenfalls geöffnet haben (vgl. Grafik). Allerdings ging diesem Aufwärtsschub keine lange Hausse, sondern eine Konsolidierung voraus. Dennoch lohnt es sich angesichts des starken Kursauftriebs, bei Nvidia auf 10-Monate-Bänder umzustellen, um ein rascheres Ausstiegssignal zu erhalten (vgl. dazu die Box am Ende des Artikels). Umgekehrt drängt sich das 10-Monate-Band auch nach einem scharfen Ausverkauf wie im Frühjahr auf, um schneller wieder einsteigen zu können.

Nvidia mit 20-Monate-Bändern

Quelle: finance.yahoo.com

Doch sollen Anleger nach dem scharfen Kursanstieg bei Nvidia und anderen Tech-Aktien noch zugreifen? «Wer jetzt einsteigt, nimmt ein grösseres Risiko in Kauf als vor sechs und erst recht als vor neun Monaten. Ich würde das Risiko nehmen, wenn ich nicht schon voll investiert wäre mit einem Übergewicht gerade in diesem Segment», sagt Cortés.

Für ihn war der perfekte Einstiegszeitpunkt bei Nvidia im Januar erreicht, als der Kurs mit einer grossen grünen Kerze über den langsam wieder nach oben drehenden Zehnmonatsdurchschnitt gestiegen ist (in der Grafik gelb markiert), während sich gleichzeitig die relative Stärke zum MSCI Welt verbessert hat. An den damals eingeläuteten Trends hat sich bis heute nichts verändert.

Nvidia mit 10-Monate-Bändern

Quelle: finance.yahoo.com

Bollinger-Bänder und japanische Kerzen

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Tradermacher

Das Konzept geht auf den US-Markttechniker John Bollinger zurück. Die Bänder werden um einen gleitenden Durchschnitt gelegt und erfassen die Volatilität eines Trends. Im Normalfall werden der gleitende Durchschnitt und die Standardabweichung, das statistische Mass für Kursschwankungen, über zwanzig Perioden – seien es Tage, Wochen oder Monate – errechnet.

Das obere Band liegt zwei Standardabweichungen über, das untere zwei Standardabweichungen unter dem gleitenden Durchschnitt. Damit umfassen die Bänder rund 95% aller während der beobachteten Periode bezahlten Kurse. Bollinger-Bänder sind in vielen Chart-Angeboten vorhanden – so zum Beispiel bei finance.yahoo.com.

Diese Angebote ermöglichen ferner, den Kursverlauf als japanischen Kerzen-Chart darzustellen. Im Gegensatz zu einem Linien-Chart, der nur die Schlusskurse miteinander verbindet, zeigen japanische Kerzen Eröffnungs- und Schlusskurs – sie bilden den Körper der Kerze – sowie Höchst- und Tiefstkurs, den Schatten (siehe Grafik weiter unten). Weiss oder grün ist die Kerze, wenn der Schluss- über dem Eröffnungskurs liegt. Schwarz oder je nach Anbieter auch blau oder rot ist sie, wenn der Schluss- unter dem Eröffnungskurs liegt.

Kerzen enthalten wertvolle Informationen zum Momentum eines Titels. Grosse weisse Kerzen ohne Schatten stehen für einen stabilen Aufwärtstrend. Eine Kerze fast ohne Körper, aber mit langem Schatten kann nach einer Hausse auf eine Ermüdung hinweisen.

Besonders spannend ist die Kombination aus Kerzen-Charts und Bollinger-Bändern, wenn Letztere nach längerer Konsolidierung eng beisammen sind und eine grosse grüne oder weisse Kerze den Ausbruch nach oben signalisiert – so wie derzeit bei Apple.

Um den Tageslärm auszublenden, setzt Alfons Cortés auf Monats- und Wochendaten. Damit bestimmt er den lang- und den mittelfristigen Trend. Tagesdaten benutzt er einzig zum Timing des Ein- und des Ausstiegs.

Die Anzahl Perioden ergibt sich aus der Historie eines Titels. Zur Beantwortung spezifischer Fragen verwendet Cortés den gleitenden Durchschnitt über zehn Monate zusammen mit Bollinger-Bändern, die 1,9 Standardabweichungen um den Schnitt gelegt werden, sowie 40-Monats-Bänder. So hilft ihm der Zehnmonatsschnitt bei der Bestimmung des Abwärtsrisikos für Aktien, die nach einer Blasenbildung konsolidieren. Der Vierzigmonatsschnitt kommt bei einer aus dem Nichts aufgetretenen Korrektur zum Einsatz, um nicht überstürzt zu handeln und im dümmsten Zeitpunkt verkaufen zu müssen.

Mehr zur Verwendung der Bollinger-Bänder erfahren Sie hier.

Quelle: Uni Saarland

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Author: James Zamora

Last Updated: 1703909882

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