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Saudi-Arabiens Angriff


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Die Verpflichtung des brasilianischen Spielers Neymar durch den saudischen Fußballverein Al Hilal hat viele im Golfstaat erfreut und international eine kontroverse Debatte ausgelöst. (Haitham El-Tabei/afp)

Die Verpflichtung des brasilianischen Spielers Neymar durch den saudischen Fußballverein Al Hilal hat viele im Golfstaat erfreut und international eine kontroverse Debatte ausgelöst. (Haitham El-Tabei/afp) © Haitham El-Tabei/afp

Die Investitionen des Golfstaates in Spieler wie Neymar hat mehr mit dem europäischen Fußball zu tun als viele denken. Die Kolumne.

Für die Mega-Transfers von Weltfußballern wie Benzema, Ronaldo und Neymar gibt es zwei einfache Erklärungen. Die eine folgt der Farbe des Geldes. Es erleichtert den Abgang erheblich, wenn er von Geld und Glamour begleitet wird. Im Systemfußball unserer Tage werden verdiente Fußballhelden schnell zur Last. Zu selbstbewusst, zu langsam, inkompatibel.

Die zweite Erklärung ist politischer Natur und kommt nicht selten als moralischer Vorwurf daher. Das saudische Regime unter dem von der Beauftragung politischer Morde nicht zurückschreckenden Mohammed bin Salman, so war zuletzt zu hören, wolle mit Milliardeninvestitionen in den heimischen Fußball ablenken von der prekären Lage der Menschenrechte in dem religiös-autokratischen Erdölimperium Saudi-Arabien.

Ganz falsch ist das nicht, aber man sollte dabei den Zungenschlag des saudischen Botschafters in den USA nicht überhören, der sagte: „Bei saudischen Sportinvestitionen geht es um uns, nicht darum, wie andere uns sehen.“ Daraus spricht ein Selbstbewusstsein, das längst nicht mehr nur auf den Förderquoten fossiler Ressourcen beruht.

Spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar im Winter ist deutlich geworden, dass es einen riesigen Echoraum gibt, in dem Erfolg und Sichtbarkeit begierig nachgefragt werden. Fußball ist noch immer ein großer Transformator von Träumen – in allen Regionen der Welt.

Trotz einiger Zuspitzungen hat die Fernsehserie „Das Netz“, in der das Fußballgeschäft aus verschiedenen Perspektiven als Krimi inszeniert worden ist, eindrucksvoll auf jene verbrecherische Energie verwiesen, mit der etwa afrikanische Talente für die gefräßige Maschinerie des europäischen Fußballs ausgebeutet werden. Und so niederschmetternd es sein mag, wie skrupellos Fifa-Chef Gianni Infantino das Machterhaltungssystem seines Vorgängers Joseph Blatter verfeinert hat, führt er doch vor Augen, dass die Verbände in aller Welt auf gleichberechtigte Teilhabe drängen.

Der europäische Fußball hat nicht nur die Schleusen geöffnet für den Zufluss des Geldes aus oligarchischen und emiratischen Quellen. Auf beschämende Weise ist es versäumt worden, die sozialen Ressourcen des Sports als kulturelle Kraft zu entwickeln.

Das Abdriften Mesut Özils in das rechtsradikale Milieu der türkischen Grauen Wölfe wirkt wie ein Fanal dieses Versagens. Tatsächlich hat sich Özil, der bei der Plattform Instagram über rund 30 Millionen Follower verfügt, weitgehend von der Gunst herkömmlicher Öffentlichkeiten emanzipiert.

Was hierzulande als trauriger Fall von Desintegration diskutiert wird, ist ein Paradebeispiel für die Bedeutung des Fußballs innerhalb des hegemonialen Kampfes um Macht und Aufmerksamkeit. Die saudischen Investitionen in Fußballstars mit nahendem Verfallsdatum scheinen nicht auf das Vorhaben beschränkt, die Liga zwischen Mekka und Riad als Markenartikel fit zu machen für die träge Selbstbezüglichkeit europäischer Fans.

Natürlich kann der hochmütige europäische Fußball vorerst davon zehren, dass es immer wieder zu Erzählungen vom aufstrebenden David wie dem 1. FC Union kommt. Tatsächlich aber handeln die Transfers, mit denen Neymar und Co. dem Kräftemessen der großen Klubs entzogen werden, vom Niedergang eines Systems, in dem die Leidenschaft für Dribbling, Flanke und Kopfball schon vor langer Zeit geopfert wurde.

Harry Nutt ist Autor.

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Al Jazeera English

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Author: Connor Roy

Last Updated: 1704190922

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